Im Land der Seen und der Ostseeküste mangelt es Kindern häufig am elementaren Können im Schwimmen. Das soll sich ändern. Im Landtag gab es viele Vorschläge.

24. 06. 2019

Der Landtag in Schwerin sieht wegen der vielfach unzureichenden Schwimmfähigkeit von Kindern in Mecklenburg-Vorpommern Handlungsbedarf. Mit den Stimmen aller Fraktionen wurde am Freitag ein Antrag der oppositionellen Freien Wähler/BMV zur weiteren Beratung in die Fachausschüsse überwiesen. In dem Antrag werden unter anderem die Sicherung eines flächendeckenden Schwimmunterrichts an allen Grundschulen im Land, Extra-Zuschüsse für die Kommunen als Schulträger und Ferien-Schwimmkurse unter Einbeziehung von DRK-Wasserwacht und DLRG gefordert.

Der tragische Tod eines zehnjährigen Mädchens im Freibad von Tessin (Landkreis Rostock) Anfang Juni hatte die Debatte um unzureichende Schwimmfähigkeiten bei Kindern neu belebt. An der Schule des Opfers war der Schwimmunterricht laut Schulleitung wegen eines fehlenden Fachlehrers ausgefallen.

Matthias Manthei von der Fraktion Freie Wähler/BMV verwies auf Erhebungen, nach denen 59 Prozent der Grundschüler in Mecklenburg-Vorpommern keine sicheren Schwimmer sind. Damit verfehle die Landesregierung das im betreffenden Rahmenplan festgeschriebene Ziel «um Längen». Jedes Kind in Mecklenburg-Vorpommern müsse die Chance haben, bis zum Ende der Grundschule ein sicherer Schwimmer zu werden.

Manthei forderte die Regierung auf, für ausreichend Schwimmlehrer zu sorgen und die Kommunen bei den Schüler-Fahrtkosten zu den Schwimmhallen zu entlasten. Zudem empfahl er die Übernahme eines in Nordrhein-Westfalen genutzten Programms. Dort würden Vereine, die außerschulische Schwimmkurse anbieten, vom Land mit 250 Euro bezuschusst. «Seit nun schon zehn Jahren läuft das dort sehr gut. 2018 gab es mit 5600 Schülern einen neuen Teilnehmerrekord», sagte Manthei.

Nach den Worten von Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) ist der Schwimmunterricht an den Grundschulen ein wichtiger Baustein, damit Kinder schwimmen lernen. «Aber es gibt noch mehr», sagte sie. Ihr Parteikollege Dirk Stamer nannte dabei explizit auch die Eltern. Beide verwiesen darauf, dass im Schuljahr 2016/17 an 272 der 279 Grundschulen im Land der reguläre Schwimmunterricht in Klasse drei stattgefunden habe. An sieben Schulen seien die Lehrer und damit auch der Unterricht ausgefallen. «Dort wurde der Schwimmunterricht aber in Klasse vier nachgeholt», sagte Martin. Nach ihren Angaben soll der im Vorjahr an der Tessiner Schule ausgefallene Unterricht in diesem Juni nachgeholt werden.

Linksfraktionschefin Simone Oldenburg wandte sich in der lebhaften Debatte entschieden gegen Versuche, den Eltern die Verantwortung für die Schwimmfähigkeit ihrer Kinder zu geben. Es sei vorrangig Aufgabe der Schule. «Der Rahmenplan sagt klar, dass Schüler schwimmen können müssen», sagte Oldenburg. Statt wie bisher in Klasse drei solle der Unterricht schon in Klasse eins, spätestens Klasse zwei erteilt werden. Zum einen seien die motorischen Voraussetzungen in diesem Alter am besten. Zum anderen würden in diesen Klassenstufen keine Noten erteilt, den Kindern damit zusätzlicher Druck genommen. Zudem warb sie für ein mehrtägiges Schwimmlager am Ende der fünften Klasse zur Auffrischung des Könnens und der Baderegeln.

Oldenburg forderte auch eine Beteiligung des Landes an den Fahrtkosten zum Schwimmunterricht. Für eine Kommunen mit einer zweizügigen Grundschule ergäben sich Kosten von jährlich etwa 11 000 Euro. Hochgerechnet auf das Land kämen so bis zu drei Millionen Euro zusammen. Die Hälfte davon solle das Land tragen, sagte Oldenburg. Die Landesregierung müsse sicherstellen, dass der Schwimmunterricht konsequent an jeder Schule des Landes auch durchgeführt werde. «Es ist Zeit für ein Landesprogramm «Jedes Kind muss schwimmen lernen».

 

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