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Es steht und fällt mit den Eltern

24. 01. 2018

aus der SVZ vom 24. Januar 2018

Ausschuss des Kreistages informiert sich in Fritz-Reuter-Schule über Unterrichtsalltag mit Flüchtlingskindern
Ludwigslust

Wenn die Feuerwehr mit Martinshorn an der Schule vorbeifährt, kann es sein, dass ein Schüler von Antje Korinth heftig reagiert. „Viele Kinder sind vom Krieg traumatisiert“, sagt die Lehrerin, die an der Fritz-Reuter-Schule „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) unterrichtet. Da reicht oft ein Sirenengeheul und die schrecklichen Erinnerungen sind wieder da. In den DaZ-Kursen lernen Kinder nichtdeutscher Herkunft, vor allem aus Flüchtlingsfamilien. Über die Herausforderungen dabei berichtete Antje Korinth im Ausschuss für Asyl- und Flüchtlingsangelegenheiten des Kreistages, der in der Fritz-Reuter-Schule tagte.

Die Grundschule in der Ludwigsluster Kanalstraße ist nach Aussage von Heidrun Dräger, Leiterin des Büros für Chancengleichheit, eine von 28 Standortschulen für Kinder mit Migrationshintergrund im Landkreis Ludwigslust-Parchim. „Die Kinder werden bei uns bis zu ein Jahr für bis zu zehn Stunden pro Woche in DaZ-Kursen unterrichtet“, erklärte Antje Korinth. Nach diesen ersten beiden Stunden am Morgen gehen die meisten in ihre Klasse.

Ein Lehrer allein
schafft es nicht

„Es gibt viele Kinder, da läuft die Integration gut, einige sprechen sogar nach drei Monaten schon fließend und akzentfrei Deutsch“, berichtete Antje Korinth. Insbesondere bei Mädchen und Jungen aus anderen europäischen Ländern laufe es relativ problemlos, „weil die Schule in ihrem Heimatland die gleiche Stellung wie in Deutschland hat“, so Antje Korinth. „Aber es gibt auch andere, die uns vor wirkliche Herausforderungen stellen.“ Das betrifft vor allem Kinder aus Kriegsgebieten. „Sie können sehr anhänglich sein, suchen den Körperkontakt“, erklärte Antje Korinth. „Auch das nimmt einen als Lehrer emotional sehr mit.“ Andere Schüler werden nach einer gewissen Zeit aggressiv – gegenüber Schülern, aber auch Lehrern. Zudem laufe man bei manchen Eltern gegen Mauern. „Sie sehen nicht ein, dass ihr Kind um 7.35 Uhr in der Schule sein, fünf Tage pro Woche kommen und eine Federtasche dabei haben muss“, erklärte die DaZ-Lehrerin. „Manche kennen die Uhr auch gar nicht.“

Antje Korinth, die auch am Ludwigsluster Gymnasium unterrichtet, macht die Arbeit als DaZ-Lehrerin Freude. „Die Kinder, bei denen es gut läuft, bei denen man den Wissenszuwachs sieht, lassen einen durchhalten“, sagte sie. Aber sie hätte einige Wünsche. „In den Klassen sitzen neben Kindern, die noch nicht gut Deutsch sprechen können, auch Schüler mit ADHS, mit Legasthenie oder emotional-sozialer Entwicklungsstörung“, sagte Antje Korinth. „Das kann funktionieren, aber nur mit zwei Lehrern bzw. einem Lehrer und einem Integrationshelfer.“ Ähnlich sieht es Schulleiterin Cornelia Schubring. „Eine PmsA (Personal mit sonderpädagogischer Aufgabenstellung, d.Red.) in jeder Klasse wäre der Idealfall, gerade wenn man viele Kinder mit Migrationshintergrund und andere Kinder mit Förderbedarf hat.“ Sie betonte aber auch, dass es vom Schulamt Unterstützung gebe. „Wir haben kaum eine Klasse mit mehr als 20 Schülern.“ Zudem gibt es einen Arbeitskreis, in dem sich die DaZ-Lehrer austauschen können. „Und bei Bedarf wird nachgesteuert.“

Antje Korinth würde sich zudem wünschen, dass es für die Kinder eine schulpsychologische Untersuchung gibt. „Sie kommen aus Kriegsgebieten, zum Teil aus dadurch zerrütteten Elternhäusern. Und wir erwarten, dass sie hier vier Stunden still sitzen, ohne dass sich jemand mit ihren Problemen befasst.“ Und sie würde es begrüßen, wenn es auch an anderen Grundschulen DaZ-Kurse geben würde. Helfen könnten zudem Informationsangebote für die Eltern, wie Schule in Deutschland funktioniert.

Land überarbeitet
Integrationskonzept

Ulrike Seemann-Katz (Bü 90/Grüne), Kreistagsmitglied und Vorsitzende des Flüchtlingsrates MV, versprach, die Anregungen mitzunehmen. „Das Integrationskonzept des Landes wird gerade überarbeitet. Es ist bekannt, dass wir viel mehr schulbegleitende Sozialarbeit für Kinder mit Migrationshintergrund brauchen.“ Aber nicht nur für diese, wie Cornelia Schubring betonte.

Heidrun Dräger verwies auf die Angebote, die es bereits gibt, um Eltern aufzuklären. So biete die Awo in Ludwigslust, Hagenow und Neustadt-Glewe Treffs für Frauen an. „Wir sind darauf angewiesen, jemanden zu finden, der aus dem gleichen Kulturkreis kommt und erklären kann, wie zum Beispiel unser Schulsystem funktioniert.“

Auch wenn es im Ausschuss am Montag vordergründig um die Integration von Flüchtlingskindern in den Unterrichtsalltag ging, betonte Cornelia Schubring auf die Frage nach einem sinkenden Niveau in den Klassen, dass das nichts mit dem Migrationshintergrund von Schülern zu tun habe. „Es steht und fällt – unabhängig vom Herkunftsland – mit den Eltern. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.“ Eigene Probleme, keine Zeit für die Kinder, zwei Jobs… Die Arbeitswelt müsse dafür sorgen, dass Mütter wieder Mütter sein könnten.

Kathrin Neumann

 

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4. Stunde 10:50 - 11:35


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